Vorsicht - Fluor und Fluorid – Gift in der Nahrung? |
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Häufig wird leider darüber diskutiert, dass die Menschheit durch bestimmte Gifte, die uns ungefragt zugeführt werden, vergiftet wird. So ist auch immer wieder Fluor im Fokus solcher Gespräche. Doch was ist dran, an der Vergiftung mit Fluor? Oft werden dabei aber die Begriffe „Fluor" und „Fluorid" verwechselt und in Argumentationen wild durcheinander gewürfelt.
Zur Erklärung: Fluor ist ein tatsächlich giftiges chemisches Element, Fluorid ist das Salz des Fluors. Bekannte Fluorsalze sind z. B. Natriumfluorid und Aminfluorid; diese sind nur in extremen großen Mengen giftig. Diese Mengen durch Nahrungsaufnahme zu erreichen ist aber nahezu völlig ausgeschlossen. Ein ähnliches chemisches Phänomen kennt man z. B. auch vom Chlor. In seiner reinen Form (Chlorgas) ist es giftig, als Salzverbindung (Chlorid, z. B. Natriumchlorid, Kochsalz) ist es, wie man weiß, lebensnotwendig.
Fluor ist ein giftiges, stark reaktionsfähiges Gas aus der Gruppe der Halogene. Das chemische Element kommt in der Natur nicht in elementarer, sondern nur in gebundener Form vor und zwar wenn sich Fluor mit einem Mineralstoff chemisch verbindet. So bildet sich zum Beispiel Calcium- oder Natrium-Fluorid.
Fluorid wird in geringen Mengen über die Nahrung aufgenommen und auch Zahnpasta, Speisesalz oder Mineralwasser beigesetzt, um Karies vorzubeugen. Fluorid steckt naturbedingt in relativ wenigen Lebensmitteln und wenn, dann auch nur in geringen, unschädlichen Konzentrationen. Darunter sind Seefische und Meeresfrüchte, Nüsse, schwarzer Tee, Fleisch und Sojaprodukte. Zudem ist Fluorid in geringen Mengen in Mineralwasser enthalten. In fluoridarmen Gegenden in den USA, Kanada und Großbritannien wird teilweise extra Fluorid ins Leitungswasser gegeben, um einem Mangel bei der Bevölkerung vorzubeugen. Eine gute Ernährung, die tägliche Mundhygiene und Fluoridgabe – das sind die drei Säulen für gesunde Zähne. Fluorid härtet den Zahnschmelz und unterstützt die Kariesprophylaxe. Auch an der Knochenhärtung ist Fluorid beteiligt.
Fluoride sind in der Natur vorkommende Spurenelemente und lebenswichtig für den Knochen- und Zahnaufbau; ohne Fluorid könnte der menschliche Körper nicht existieren. Fluoride sind in verschiedenen Nahrungsmitteln und in unserem Trinkwasser enthalten, jedoch in sehr unterschiedlicher Konzentration. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt die empfohlene Tagesdosis an Fluorid je nach Alter und Geschlecht zwischen 0,25 und 3,8 Milligramm. Zwei Milligramm Fluorid sind zum Beispiel enthalten in: 379 g Schweineleber, in 405 g Scholle, in 2 kg Muskelfleisch, in 1,24 kg Garnelen, in 1,5 kg Butter und in 10 kg Gemüse.
Dadurch das Fluorid im menschlichen Körper für die Festigung der Knochenstruktur und die Härtung des Zahnschmelzes zuständig ist, schützt das Fluorid die Zähne vor Umwelteinflüssen und Säuren und somit vor Karies. 95 Prozent des Fluorids im Körper sind in den Zähnen und Knochen gespeichert – der Rest steckt in Haaren, Nägeln und Haut. Besonders auch in der Schwangerschaft raten Ärzte oft zu einer vermehrten Aufnahme von Fluorid, da das Baby Fluorid zur Ausbildung von Knochen und Zähnen benötigt und diese der Mutter entzieht.
Einige Ärzte und Wissenschaftler warnen, ein Fluoridmangel könne zu Karies, Osteoporose und Arterienverkalkung führen und empfehlen daher fluoridhaltiges Mineralwasser, Zahnpasta und im extremen Mangelfall auch Fluoridtabletten. In der Regel ist dies jedoch nicht nötig, da bei einer normalen Ernährung bereits ausreichend Fluorid über das Trinkwasser und über Lebensmittel aufgenommen wird.
Die Meinungen über Fluorid gehen weit auseinander. Während einige Ärzte und Wissenschaftler Fluorid als essenziell ansehen und daher zu einer zusätzlichen Beimischung von Fluorid in Lebensmitteln raten, warnen Kritiker vor einer „Zwangsfluorisierung" der Bevölkerung. Fakt ist, dass Fluorid in Maßen wichtig für den menschlichen Körper ist. Gesunde Menschen mit einer ausgewogenen Ernährung haben zusätzliche Fluoridgaben in der Regel nicht nötig. Allerdings ist das bei Menschen mit wenig Zahnschmelz oder freiliegenden Zahnhälsen hilfreich, um die Zähne zu erhalten. Eine Überdosierung ist bei normaler Benutzung von Zahnpasta übrigens völlig ausgeschlossen – dafür müsste man täglich mehrere Tuben Zahnpasta verspeisen.
Eine besonders effektive Zahnoberflächenhärtung erreicht man durch die Fluoridierung beim Zahnarzt. In Zusammenhang mit der professionellen Zahnreinigung ergibt sich ein mehrmonatiger Langzeitschutz. Das Gel wird in die Mundhöhle eingebracht, der Lack wird mit Hilfe von kleinen Pinseln auf die Zähne aufgetragen. Diese Fluoridierung sollte ca. 2 x jährlich erfolgen. Zahncreme wird seit Jahrzehnten künstlich mit Fluorid angereichert. Und dafür gibt es, wie hier aufgezeigt wurde, gute Gründe. Vergiftung mit Fluorid-Zahnpasta ist wegen der geringen Mengen nicht möglich und somit als Behauptung unrealistisch!
Mit Zahnpasta ist eine Überdosierung unrealistisch. Selbst wer den Inhalt einer kompletten Standardtube (75 ml) verspeist, würde nur maximal 150 mg Fluorid schlucken. Denn die Konzentration in Zahnpasta ist gesetzlich auf 0,15 Prozent (1.500 ppm) beschränkt. Auch das komplette Runterschlucken der beim täglichen Putzen genutzten Fluorid-Zahnpasta ist nicht schädlich. Berechnungen zeigen, dass man so pro Tag nur etwa 4 mg aufnehmen würde. Wer sich normal die Zähne putzt und anschließend ausspuckt, muss also keine Angst haben. Nur extreme Mengen von Fluorid sind giftig!
Wirksamer Kariesschutz ist nur mit Fluorid-Zahncreme möglich. Fluoride machen Zahnschmelz widerstandsfähiger gegen eine Karies-Erkrankung. Die Wirksamkeit ist ab dem Schulalter wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesen. Die medizinischen Fachgesellschaften für Zahnmedizin empfehlen Erwachsenen in ihrer Leitlinie deshalb ausdrücklich fluoridhaltige Zahnpasta. Nur wer seine Zähne regelmäßig mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzt, beugt Kariesbefall nachweisbar vor. Optimal ist ein Fluoridgehalt in Zahncreme von mindestens 0,1 Prozent (1.000 ppm).
Dass sich Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta lohnt, zeigt übrigens auch der Blick in die Geschichte: Denn die Zahl der kariesfreien Gebisse hat sich von 1997 bis 2014 verdoppelt. Heute sind acht von zehn der 12-jährigen Kinder kariesfrei. Auch bei den 35- bis 44-Jährigen ist die Anzahl der kariösen Zähne seit 1997 um 30 Prozent gesunken. Gründe für den erfreulichen Anstieg sind die verbessert Vorsorge – und eben fluoridhaltige Zahnpasten.
Seit einigen Jahren steht auch fluoridiertes Kochsalz zur Verfügung. Meist ist es mit Jodid kombiniert. Diese Salze dürfen aber weder in der Gastronomie noch in Fertiggerichten verwendet werden. Damit ist eine kontinuierliche Fluoridgabe oder Überdosierung an sich nicht möglich. Akute Vergiftungserscheinungen wegen Überdosierung sind nahezu ausgeschlossen. Dazu müsste beispielsweise ein 15 kg schweres Kind etwa 300 Fluoridtabletten (250mg) auf einmal zu sich nehmen. Stehen den Zähnen während der Reifephase (0 bis 12 Jahre) zu viel Fluorid zur Verfügung, können sich weiße Flecken bilden. Sie sind zwar zahnmedizinisch und gesundheitlich unbedenklich, stellen aber oft ein ästhetisches Problem dar. Andere Nebenwirkungen sind bei richtiger Anwendung nicht nachweisbar oder belegt.
Aber ja, Fluorid kann auch schaden. Allerdings nur, wenn man auf einen Schlag sehr hohe Mengen zu sich nimmt. Ein 70 Kilogramm (kg) schwerer Erwachsener müsste für erste Vergiftungsanzeichen mindestens 350 Milligramm (mg) Fluorid aufnehmen: so viel wie in zwei bis drei Zahnpastatuben steckt. Denn Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen treten dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge erst ab Mengen von 5 mg pro kg Körpergewicht auf. Auch über Essen und Trinken ist eine Vergiftung mit Fluorid extrem unwahrscheinlich. Denn im Schnitt nimmt jeder von uns etwa über Fisch und Mineralwasser täglich zwischen 0,4 und 1,5 Milligramm zu sich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt als Tageszufuhr sogar eine Menge von 3,1 bis 3,8 Milligramm.
Aber ja, Fluorid kann auch tödlich sein. Allerdings erst durch akute Einnahme von sehr hohen Mengen. Ganze fünf bis zehn Gramm auf einen Schlag braucht es. Für diese Menge müsste man mindestens 30 bis 60 Tuben Zahnpasta mit zulässiger Fluoridhöchstkonzentration verspeisen. Davor wären Symptome wie Koma, Krämpfe und Herzstillstand wahrscheinlich.
Nicht verwechseln sollte man aber das relativ harmlose Fluorid mit dem Gas Fluor, welches, wie bereits auch schon gesagt, tatsächlich giftig ist!
Frank Jeske – Terra-Kurier / 03.12.2022 |